Essen aus der Luft
Zwei finnische Wissenschaftler versuchen im Labor, unsere Ernährung zu revolutionieren.
Sie haben nicht direkt nacheinander gesucht, aber sich dennoch gefunden: Pasi Vainikka und Juha-Pekka Pitkänen. Die beiden finnischen Wissenschaftler arbeiteten zur gleichen Zeit am Forschungszentrum VTT nahe Helsinki. Vainikka forschte dort zu Energiesystemen, Pitkänen zu Bioprozessen. Als sie erkannten, wie gut sich diese beiden Wissenschaftsdisziplinen ergänzen, haben sie ein gemeinsames Start-up gegründet. Der Name: Solar Foods. Das Ziel: Lebensmittel CO2-neutral zu produzieren. Der Weg: Aus Luft und Kohlenstoffdioxid im Labor ein Protein herstellen, mit Hilfe von erneuerbarer Energie.
Während der konventionellen Lebensmittelproduktion entstehen viele Treibhausgase. Die Landwirtschaft verbraucht große Mengen an Wasser und Energie und ist auf große Flächen von Ackerland angewiesen, auf denen ansonsten beispielsweise Wälder stehen könnten. Durch die Massenhaltung von Tieren zur Fleischproduktion entstehen außerdem große Mengen an Methangas.
Da die Weltbevölkerung aber weiterwächst und in Zukunft noch mehr Essen gebraucht werden wird, wollen die Solar Foods-Gründer die Lebensmittelproduktion verändern.
„Wenn die Menschen anfangen, unser Protein zu essen, dann wird es das natürlichste Protein sein, was sie jemals gegessen haben.“
Pasi Vainikka
Vainikka und Pitkänen zufolge ist Solein kein künstliches Protein. Denn es wird aus Luft und Kohlenstoffdioxid hergestellt. Und Luft ist nicht nichts, sondern alles. In der Luft befinden sich kleinste Organismen, die es auch schon vor hunderten Millionen Jahren gab und aus denen irgendwann unser heutiges Leben hervorgegangen ist. Vainikka sagt deshalb, dass Solar Foods gewissermaßen die Zeit zurückdrehe und im Labor zu den einfachsten Lebensformen zurückgehe, zu einzelnen Zellen.
Solein soll 2022 auf den Markt kommen. Bis dahin muss das Labor-Protein von der Europäischen Union noch offiziell als Essen anerkannt werden. Wenn es nach den beiden Gründern geht, kann Solein dann als Zutat für jegliche Gerichte verwendet werden. Ein Teamkollege hat damit schon mal Cookies gebacken, die sie aus rechtlichen Gründen sonst aber niemandem als Snack anbieten durften. Auf eigene Gefahr hin haben sie dann fast alle selbst aufgegessen.